Zur Neuübersetzung eines literarischen Weltkulturerbes. Lese-Performance und Gespräch zum Hieronymustag.
Stefan Weidner ist, wie bereits 2019 mit „1001 Buch. Die Literaturen des Orients“ (Edition Converso), erneut ein großer Wurf gelungen, als Herausgeber nämlich und Übersetzer von: „Der arabische Diwan. Die schönsten Gedichte aus vorislamischer Zeit“ (Illustr. Katrin Schacke, Aufbau, Die Andere Bibliothek, Band 480).
Seit Friedrich Rückert und dessen klassischen Übersetzungen altarabischer und orientalischer Literatur hatte sich niemand im deutschen Sprachraum mehr ans Übersetzen der altarabischen Dichtung gewagt, die doch zum Kanon der Weltliteratur gehört, bei den arabischen Autoren der Gegenwart überaus präsent ist und auch in unseren europäischen Nachbarsprachen, dem Englischen, Französischen, Spanischen, Italienischen und Russischen, in vielfacher Übersetzung vorliegt.
Weidner hat daher mit diesem Band, der 1000 Strophen aus dem literarischen Weltkulturerbe der alten Araber vereint, eine gewaltige Lücke geschlossen, und liefert in seinem umfangreichen Vorwort, „Der Quellcode der Poesie“, neben einer fesselnden kulturgeschichtlichen Verortung auch gleich den translatologischen Kommentar zu seiner Übersetzungspoetik mit.
„Es gibt“, so Navid Kermani, „auch eine arabische Welt vor dem Islam, und ihre Poesie ist in diesem Band auf einmalige Weise zu entdecken.“ Mehr als ein Grund, Stefan Weidner zum Weltübersetzertag auf die Weltlesebühne nach Heidelberg zu bitten.
Stefan Weidner, 1967 in Köln geboren, studierte in Bonn und Berkeley, Göttingen und Damaskus Islamwissenschaft, Germanistik und Philosophie. Der engagierte Autor und Essayist („Anti-Pegida: eine Streitschrift“, 2015; „Ground Zero, 9/11 und die Geburt der Gegenwart“, 2021) erhielt bereits 2006 für seine autobiographische Erzählung „Mohammedanische Versuchungen“ den Clemens-Brentano-Preis der Stadt Heidelberg, und gilt längst als einer der wichtigsten Vermittler nahöstlicher Prosa und Poesie ins Deutsche – nicht zuletzt dank seiner herausragenden, oft preisgekrönten Übersetzungen, u.a. von Mahmud Darwisch und Adonis, dem Koran und Ibn Arabi (2007 Johann-Heinrich-Voß-Preis, 2014 Paul Scheerbart-Preis, 2018 Sheikh Hamad Award for Translation and International Understanding). Weidner, von 2001 bis 2016 auch Chefredakteur der vom Goethe-Institut hg. Zeitschrift „Fikrun wa Fann/ Art & Thought“, ist Gründungsmitglied der Akademie der Künste der Welt in Köln (2012), wo er lebt und arbeitet. – Bei Hanser kommt dieser Tage sein jüngstes Buch heraus, „Yoga oder Die sanfte Eroberung des Westens durch den Osten“.
Regina Keil-Sagawe übersetzt seit über dreißig Jahren Lyrik und Romane aus dem Französischen des Maghreb, u.a. von Autoren wie den Algeriern Habib Tengour und Mohammed Dib, bei denen der intertextuelle Verweis auf und das Spiel mit Zitaten aus dem klassischen Kanon altarabischer Poesie eine große Rolle spielt. – Sie lebt und arbeitet seit 1984 in Heidelberg, von wo aus sie Impulse für den Dialog mit dem Maghreb und seinen Literaturen setzt; seit 2007 etwa kuratiert sie den Heidelberger Maghrebtag, 2012 hat sie die Weltlesebühne in Heidelberg verankert.
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Heidelberg, den Freunden Arabischer Kunst und Kultur (FaKuK) e.V. und dem Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e.V.
Gefördert vom Kulturamt der Stadt Heidelberg und dem Deutschen Übersetzerfonds.
Link zu den Veranstaltern vor Ort:
Stadtbücherei Heidelberg – hier klicken
Freunde Arabischer Kunst und Kultur e. V. – hier klicken
Stadtbücherei Heidelberg, Hilde-Domin-Saal
Poststraße 15, 69115 Heidelberg
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