Filmvorführung, Diskussionspanel und experimentelle Filmvorführung
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt a. M.
16 – 17.45 Uhr
Filmvorführung – Dokumentarfilm über Dolmetscher: „Die Flüsterer“ von David Bernet und Christian Beetz (D 2005)
18 – 19.30 Uhr
Diskussionspanel zum Thema Synchron/Untertiteln mit Frank Sahlberger (Untertitler), Susanna Bonasewicz (Synchrondialogbuchautorin, -regisseurin und -schauspielerin), Claudia Leinert (Dubbing Supervision), Andreas Beilharz (Filmmuseum Frankfurt)
Moderation: Nils Daniel Peiler
Eintritt frei
Wenn das Licht im Saal ausgeht und der Film beginnt, ist ihre Arbeit bereits getan. Und wenn sie richtig gut ist, bleibt sie oft sogar unbemerkt. Doch unter welchen Bedingungen und mit welchen Zielsetzungen entstehen eigentlich deutsch untertitelte Filmfassungen und Synchronisationen? Praktiker aus den Bereichen Untertitelung, Synchronschauspiel, Dialogbucherstellung, Synchronregie, Supervision und Kinoarbeit erzählen von ihrer Tätigkeit, ihren unterschiedlichen Arbeitsmethoden und Gestaltungsspielräumen. Frank Sahlberger (freiberuflicher Untertitler), Susanna Bonasewicz (Dialogbuchautorin, Synchronregisseurin und Synchronschauspielerin, zudem Vorstandsmitglied des Verbands „Die Gilde“, Berlin), Claudia Leinert (Dubbing Supervisorin, Constantin Film München) und Andreas Beilharz (Kino des Deutschen Filmmuseums) beantworten unter der Moderation von Nils Daniel Peiler (Filmwissenschaftler) Ihre Fragen über alles, was Sie schon immer zu Filmsynchronisation und Untertitelung wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten.
20 – 22 Uhr
Experimentelle Filmvorführung: halb untertitelt, halb synchronisiert – „Die Gärtnerin von Versailles“ (USA 2015) von Alan Rickman
Eintritt: 7, – € /5,- € ermäßigt/BDÜ-Mitglieder 4,- €
Die Podiumsgäste Frank Sahlberger und Susanna Bonasewicz haben beide an deutschen Fassungen für DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES gearbeitet: er für die Untertitel, sie für Dialogbuch und Synchronregie. Ihren individuellen Zugang zum Film erläutern sie kurz vor Filmbeginn. In experimenteller Aufführungspraxis zeigen wir den Film zur Hälfte in der deutsch untertitelten Fassung von Frank Sahlberger und zur anderen Hälfte in der deutschen Synchronfassung von Susanna Bonasewicz. Eine einmalige Gelegenheit, in einem Kinorahmen beide Fassungen im direkten Dialog zueinander und mit den Bearbeitern vergleichen zu können: In welcher Fassung knistert es mehr, wenn Kate Winslet als fiktive Gärtnerin am historischen Hofe des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. auf Gärtner Matthias Schoenaerts trifft und sich zwischen beiden amouröse Verstrickungen entspinnen? Wie reagiert darauf der untertitelte Regisseur und Sonnenkönig Alan Rickman und wie der synchronisierte
Frank Sahlberger, geboren 1971 in Walsrode, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf. Seit 1997 arbeitet er hauptberuflich als freier Untertitler. Hinzu kommen Übersetzungen in den Bereichen Drehbuch, Synchron und Voice-Over. Zu seinen Projekten zählen Filme von Roman Polanski, Wim Wenders und Joel & Ethan Coen. In jüngster Zeit untertitelte er u.a. „The Dinner von Oren Moverman“, „Love & Mercy“ von Bill Pohlad, „12 Years a Slave“ von Steve McQueen, „The Ides of March“ von George Clooney sowie den Dokumentarfilm „Citizenfour“ von Laura Poitras.
Claudia Leinert studierte Kommunikations- und Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Film an der LMU München. Nach Stationen als Dubbing Managerin bei Columbia Tri-Star Filmverleih (heute Sony), München, und als stellvertretende Geschäftsführerin bei Cinematec, Hamburg, ist sie seit 1995 Postproduction- und Synchronsupervisorin bei Constantin Filmverleih in München. Im Laufe der Jahre betreute sie viele internationale Projekte, die Filmgeschichte schrieben, wie „Das Schweigen der Lämmer“, „Seven“, „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, in letzter Zeit „Florence Foster Jenkins“ und „BFG: Big Friendly Giant“.
Susanna Bonasewicz , geboren 1955 in Berlin. absolvierte sie eine dreijährige Schauspielausbildung bei Prof. Marlise Ludwig. Synchronisert seit 1977 neben zahlreichen anderen Produktionen als Feststimme Sissy Spacek, Isabelle Huppert, Isabella Rossellini und Fran Drescher. Seit 1979 begeistert sie kleine und große Hörspielfans als die Stimme von „Bibi Blocksberg“. Seit 1992 arbeitet sie auch als Synchronautorin und Synchronregisseurin, u.a. für „Bridget Jones – am Rande des Wahnsinns“, „Happy End mit Hindernissen“, „Ein einziger Augenblick“, „Sex and the City – Der Film“, „A Bigger Splash“ und „Sherlock“. 2009 wurde Susanna Bonasewicz mit der Silhouette in der Kategorie „Lebenswerk Synchronschauspielerin“ ausgezeichnet.
Andreas Beilharz wurde 1985 in München geboren. Er studierte Theater-/Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Film in Erlangen und war bereits neben dem Studium für Print- und Online-Publikationen filmjournalistisch aktiv. Nach Stationen im E-Werk Kino Erlangen, der Kinokooperative Fürth und KommKino Nürnberg, in diesen Städten gründete und leitete er auch mehrere kleine Filmfestivals, ist Andreas Beilharz seit 2016 in der Kinoabteilung des Deutschen Filmmuseums tätig. Bereits in Fürth und in Nürnberg wurde er bei der Verwaltung und Erweiterung der zugehörigen Filmkopien-Sammlungen häufig mit der Frage konfrontiert, inwieweit Sprach- und Synchronfassungen ein Kriterium bei der Übernahme in die Sammlung sein sollten. Im Filmmuseum gehört die Frage, ob untertitelte oder synchronisierte Fassungen gezeigt werden, zur täglichen Programmarbeit, wobei das Filmmuseum normalerweise versucht, nach Möglichkeit (untertitelte) Originalfassungen zu zeigen.
Nils Daniel Peiler, geboren 1988 in Saarbrücken, studierte Germanistik, Bildwissenschaften der Künste sowie Film- und Medienwissenschaft an den Universitäten Saarbrücken, Frankfurt, Paris und Amsterdam. Sein besonderes Interesse gilt u.a. der Filmsynchronisation, der er sich in Seminaren, Vorträgen, Kinoreihen und Veröffentlichungen widmet. Er ist Mitherausgeber des ersten deutschsprachigen Sammelbandes zum Thema „Film im Transferprozess. Transdisziplinäre Studien zur Filmsynchronisation“ (Marburg 2015).
In Zusammenarbeit mit dem BDÜ Hessen, dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt und dem Untertitelforum AVÜ e.V.