Weltlesebühne e.V.
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Ist Kultur übersetzbar?

Peter Esterházy im Gespräch mit seinem Übersetzer Adan Kovacsics und seinem Lektor Delf Schmidt

Moderation: Gabriella Gönczy

Die Feuilletons feiern die Werke Péter Esterházys, der dieses Jahr als Dozent für Weltliteratur an die Universität zu Köln berufen wurde, als wichtigen Inspirationsschub für die deutsche Literatur. Realsozialistische Parodien, virtuose und mehrdimensionale Satzstrukturen, anarchische Wortspiele, verwinkelte Textschlösser zeugen von seiner sprachschöpferischen Phantasie. Hinzu kommen die „Gasttexte“: Entlehnungen aus dem Barock, der Reformzeit oder der Fußballsprache der 1970er Jahre. Aber wie kann man das literarische Abenteurertum des ungarischen Schriftstellers und Friedenspreisträgers des Deutschen Buchhandels in eine andere Sprache übersetzen?

Am 18. Dezember wird Péter Esterházy mit seinem Übersetzer ins Spanische Adan Kovacsics und seinem deutschen Lektor Delf Schmidt darüber sprechen, welche kulturellen Eigenheiten des Originals in der Übersetzung Schwierigkeiten bereiten. Nachgespürt wird auf diese Weise den winzigen Verschiebungen, die das Fremde der Kulturen wahrnehmbar machen.

Péter Esterházy wurde 1950 in Budapest geboren, er studierte Mathematik und arbeitete als IT-Spezialist. Seit 1976 veröffentlichte er zahlreiche Erzählungen und Romane. Sein bekanntestes Werk ist „Harmonia Caelestis“ (2000, dt. Übersetzung Terézia Mora 2001), eine Familiengeschichte, die zugleich ein Panorama ungarischer und europäischer Geschichte entfaltet. Für diesen Roman wurde er mit dem Sándor-Márai-Preis und dem Ungarischen Literaturpreis ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien zuletzt eine Neuauflage seines ersten Romans „Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane)“.

Adan Kovacsics ist gebürtiger Chilene austro-ungarischer Herkunft und lebt in Barcelona. Seit drei Jahrzehnten übersetzt er deutschsprachige und ungarische Literatur ins Spanische – mit einem deutlichen Schwerpunkt auf österreichische Literatur vom beginnenden 20. Jahrhundert bis heute, darunter Kafka, Canetti, Celan, Horváth, Bachmann, Bernhard, Jelinek u.a. Für seine Übersetzung der „eigentlich“ als unübersetzbar geltenden Werke von Karl Kraus erhielt er 2010 den „Staatspreis für die Übersetzung zeitgenössischer österreichischer Literatur in eine Fremdsprache“.

Delf Schmidt gehört zu den renommiertesten deutschen Lektoren für fremdsprachige Literatur. Nach langen Jahren bei Rowohlt in Hamburg, wo er u.a. das Rowohlt Literaturmagazin verantwortete und Elfriede Jelinek, Herta Müller und F.C. Delius betreute, arbeitet er seit 2000 beim Berlin Verlag.

Gabriella Gönczy, geboren 1973, studierte in Budapest, Wien und Berlin Neuere Deutsche Literatur. Sie ist Übersetzerin aus dem Ungarischen, Mitherausgeberin der Berlin-Anthologie der zeitgenössischen ungarischen Literatur, „Berlin, meine Liebe. Schließen Sie bitte die Augen“ und leitet seit 2009 das Robert-Gragger-Institut am Collegium Hungaricum Berlin.

Eine Veranstaltung des Internationalen Kollegs Morphomata der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit der WELTLESEBÜHNE. Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung

Köln
18. Dezember 2011 | 15:00 Uhr
Veranstaltungsort

Rautenstrauch-Joest-Museum, Cäcilienstr. 29-33, 50667 Köln

Eintritt

5,00 Euro, 3,00 Euro