Sandra Hetzl und Oliver Kontny im Dialog über ihre Übersetzungen aus dem Arabischen und Türkischen
Eine arabische Erzählerin, deren Frauenfiguren nicht „zwischen Tradition und Moderne gefangen“ sind, sondern mit Tigertattoos gewappnet den Absurditäten eines Alltags trotzen, in dem nichts mehr alltäglich ist – und in dem eine teils surreale, teils popkulturelle Gegenwelt winzige, vorübergehende Räume der Autonomie schafft? Ein Roman aus der Türkei, der weder in der Melancholie Istanbuls schwelgt noch die dunklen 80er Jahre aufarbeitet – sondern die Angst der Menschen in der Gegenwart mit einer Präzision beschreibt, die nur auszuhalten ist, indem Fluchtwege ins Märchenhafte geöffnet werden?
Die Vermittlung syrischer und kurdischer Gegenwartsliteratur gegen marktgängige Stereotype ist immer auch eine Arbeit an der Sprache. Wie können wir ihre Erzählweisen gleichzeitig als anders und doch als gegenwärtig markieren? Wie können verschiedene Sprachebenen und Erfahrungswelten eine Stimme im Deutschen finden?
Sandra Hetzl, Übersetzerin des Erzählbands „Eine Zusammenfassung von allem, was war“ der jungen syrischen Autorin Rasha Abbas und Oliver Kontny, Übersetzer des Romans „Der Tag, an dem ein Mann vom Berg Amar kam“ des kurdischen Autors Yavuz Ekinci, stellen in einer Lesung die Texte vor, um dann im Dialog Sprache, Textur, Räume und Figuren zu betrachten. Im Rahmen der Reihe „Sprachwandler – die Kunst der literarischen Übersetzung“ im BuchHafen Berlin.
Sandra Hetzl studierte an der Universität der Künste Berlin Visual Culture Studies und übersetzt zeitgenössische literarische Texte vom Arabischen ins Deutsche, darunter Werke von Aboud Saeed, Rasha Abbas, Raif Badawi und Assaf Alassaf sowie Theatertexte u. a. von Rabih Mroué. Sie ist der Kopf hinter 10/11, einem Kollektiv zur Verbreitung zeitgenössischer arabischer Literatur, das unter anderem als literarische Agentur fungiert.
Oliver Kontny studierte Philosophie, Geschichte, Iranistik und Turkologie. Seit 2005 ist er als Konferenzdolmetscher und Übersetzer tätig. Sein Hörspiel „Republik der Verrückten“ wurde 2014 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert und gewann beim Berliner Hörspielfestival. Er hat u. a. den Krimi-Autor Emrah Serbes übersetzt und arbeitet zurzeit an der Übersetzung des zweiten auf Deutsch verlegten Romans von Yavuz Ekinci.
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne e. V. in Zusammenarbeit mit BuchHafen Berlin. Gefördert vom Deutschen Übersetzerfonds e. V.
BuchHafen, Okerstraße 1, 12049 Berlin
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