Claudia Sinnig im Gespräch mit Claudia Dathe
Wenn Schriftsteller Seismographen ihrer Kultur sind und Literatur Tendenzen einer Zeit einfangen kann, dann dürften aktuelle Werke aus den Ländern Ostmitteleuropas besonders spannend sein. Denn dort ist nicht nur das politische System zusammengebrochen, sondern Werte haben sich radikal gewandelt und zu tiefen Veränderungen im Alltagsleben der Menschen geführt.
Der litauische Autor Sigitas Parulskis wurde in Deutschland mit seinem Roman „Drei Sekunden Himmel“ bekannt. Auch der Essay-Fotoband „Die Selbstmordrate bei Clowns“ des Ukrainers Serhij Zhadan beschäftigt sich mit Umbrüchen und Identitätsfindungen. Aber wie werden solche Werke übersetzt? Was ist, wenn der Litauer seinen Romanhelden über dessen Wehrdienst in einer Kaserne bei Cottbus nachdenken lässt? Lassen sich litauisch-russische und ukrainisch-russische Vexierspiele dem deutschen Leser ohne Anmerkungsapparat vermitteln? Können ostdeutsche Übersetzer/innen aus ihren eigenen Umbrucherfahrungen für die Übersetzungen Kapital schlagen?
Zwei Übersetzerinnen lesen aus ihren Texten und erzählen aus ihrer Werkstatt: Claudia Sinnig, Jahrgang 1965, ausgebildete Literaturwissenschaftlerin und seit Anfang der Neunziger Jahre als Litauisch-Übersetzerin tätig, wird ihren Autor Sigitas Parulskis aus Litauen vorstellen, Claudia Dathe, Jahrgang 1971, Übersetzerin für Russisch und Ukrainisch, liest ihre Übersetzungen von Serhij Zhadan. Moderiert wird die Veranstaltung von Brigitte Döbert, Jahrgang 1959, Übersetzerin für Bosnisch, Englisch, Kroatisch und Serbisch.
Buchhandlung M. Kaiser
Dürener Str. 202, 50931 Köln
7 / 5 Euro