Der Übersetzer Michael Kegler und Anita Djafari im Gespräch
Luanda 1975, am Vorabend der angolanischen Revolution: Es herrscht Chaos. Ludovica, verängstigt und von allen Verwandten verlassen, nimmt eine vornehme Wohnung als Zuflucht, die für viele Jahre zu ihrer Festung wird. Auf unterhaltsame Weise verdichten sich in Agualusas Roman „Eine allgemeine Theorie des Vergessens“ verschiedene Schicksale zu einem kunstvollen Mosaik des (post)kolonialen Angola. „Seit bald dreißig Jahren schreibt der 1960 geborene José Eduardo Agualusa sein Angola – früher eine portugiesische Kolonie, heute Kleptokratie und Erdöl-Dorado, Kulturmetropole und vieles mehr – in die Weltliteratur ein“, schreibt Michael Kegler über den Autor.
Michael Kegler spricht mit Anita Djafari über den Roman, über den der Autor sagt: „Alles, was passieren kann, passiert hier. Was nicht passieren kann, auch.“ Was passiert hier sprachlich, bei einem Autor, der inzwischen überall in der portugiesischsprachigen Welt zuhause ist und in seiner Literatur über den Blick auf seine Heimat Angola zunehmend Themen aufgreift, die nicht nur den „Globalen Süden“ betreffen – die Angst vor dem Anderen, dem Fremden, die Erschaffung eigener Welten in einer verunsichernden Welt. Darüber, wie man Weltliteratur schafft, indem man über die Wünsche und Hoffnungen des einzelnen in einer bestimmten Gesellschaft den literarischen Raum zur Welt öffnet.
Michael Kegler arbeitet als Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber portugiesischsprachiger Literatur. 2001 gründete er das Internetportal nova cultura, das über Literatur und Musik aus den Ländern des portugiesischen Sprachraumes informiert. 2009 erschien im TFM Verlag Frankurt die von ihm herausgegebene Lyriksammlung „Hotel Ver Mar“, in der Werke von 22 jüngeren lusophonen Lyriker/inne/n aus Afrika, Europa und Lateinamerika vorgestellt werden, die im deutschsprachigen Sprachraum bisher noch kaum veröffentlicht worden sind. Neben vier Romanen Agualusas hat er u.a. Werke von Luiz Ruffato, Ondjaki und João Paulo Cuenca übersetzt.
Anita Djafari ist Literaturwissenschaftlerin und Geschäftsleiterin von Litprom. Sie betreut als verantwortliche Redakteurin die LiteraturNachrichten und außerdem die Bestenliste Weltempfänger, den LiBeraturpreis und das Projekt Frankfurt – Stadt der Zuflucht. 2016 wurde sie zur BücherFrau des Jahres gewählt.
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne e. V. in Zusammenarbeit mit Litprom.
Haus des Buches, Braubachstraße 16, 60311 Frankfurt am Main
8 Euro, ermäßigt 4, Mitglieder von Litprom, des Anderen Literaturklubs und der Büchergilde haben freien Eintritt