Weltlesebühne e.V.
default image
Von Nah und fern? Interlinearversion und Nachdichtung als Wege der Lyrikübertragung aus dem Georgischen

Lesung und Gespräch mit Norbert Hummelt und Bela Chekurishvili zu den Lyrikbänden „Wir, die Apfelbäume“ und „Barfuß“

Moderation: Gundula Schiffer

Im Literaturbetrieb gibt es derzeit ein besonderes Interesse an der Lyrikübertragung bzw. Nachdichtung: Initiativen wie „Poesie der Nachbarn – Dichter übersetzen Dichter“, der renommierte Erlanger Preis für „Poesie als Übersetzung“ ebenso wie die Aufnahme von „Nachdichtungen“ ins „Jahrbuch der Lyrik“ zeugen von dieser Tendenz. Hierdurch geraten auch die verschiedenen Modi der Lyrikübertragung in den Blick. Fragen nach der Freiheit, der Verantwortung, der poetischen Motivation und der „Kongenialität“ des Übersetzers werden diskutiert. Denn Nachdichtungen entstehen häufig aus der eigenen Faszination für ein bestimmtes Werk. Eine Voraussetzung gerade für eine gelungene Lyrikübertragung ist es offenbar, dass der Text den Übersetzer persönlich anspricht.
Angesprochen fühlte sich auch der Lyriker Norbert Hummelt, der Gedichte der georgischen Lyrikerin Bela Chekurishvili auf Grundlage einer Interlinearversion ohne eigene Kenntnisse der georgischen Sprache nachgedichtet hat. Moderiert von Gundula Schiffer sprechen Norbert Hummelt und Bela Chekurishvili über die literarische Tradition, das Inspirierende, aber auch die Herausforderungen und das Angreifbare des Nachdichtens.

Norbert Hummelt
, geboren 1962 in Neuss, studierte Germanistik und Anglistik in Köln und lebt heute als Dichter und Übersetzer in Berlin. Für seine Gedichte wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Preis der Stadt Köln 1996, dem Mondseer Lyrikpreis 1998, dem Niederrheinischen Literaturpreis 2007 und aktuell mit dem Hölty-Preis für Lyrik. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ (Suhrkamp 2008) und „Vier Quartette“ (2015) neu ins Deutsche und ist Herausgeber und Übersetzer der Gedichte von W.B. Yeats (Luchterhand 2005). Zuletzt erschien bei Luchterhand sein Gedichtband „Fegefeuer“ (2016). Er lehrte zudem seit 2002 wiederholt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Die Lyrikbände „Wir, die Apfelbäume“ (2016) und „Barfuß“ (2018) von Bela Chekurishvili hat er auf Grundlage der Interlinearversionen von Tengiz Khachapuridze und Lika Kevlishvili aus dem Georgischen nachgedichtet.

Bela Chekurishvili
, geboren 1974 in Gurjaani (Georgien), hat georgische Sprache und Literatur an der Universität Tbilisi studiert. Langjährige Tätigkeit als Kulturjournalistin für verschiedene georgische Zeitschriften und Zeitungen. Sie ist Doktorandin für Komparatistik an der Universität Tbilisi, zurzeit studiert sie an der Universität Bonn. Autorin von mehreren Lyrikbänden. Ihre Gedichte wurden in zahlreichen Anthologien veröffentlicht und ins Deutsche, Englische, Französische, Italienische und Russische übertragen. Ihr letzter georgischer Lyrikband „Detektor der Nacktheit“ erschien 2017 bei Intelekti, auch kam 2016 beim gleichen Verlag auf Georgisch ein Band mit Kurzgeschichten „Rheinische Aufzeichnungen“ heraus. In Deutschland wurden erstmals 2015 vier Gedichte in der Anthologie „Aus der Ferne – Neue Georgische Lyrik“ Corvinus Presse Berlin publiziert, danach erschienen zwei Gedichtsammlungen, 2016 „Wir, die Apfelbäume“ und 2018 „Barfuß“ jeweils im Wunderhorn Verlag, Heidelberg, beide von Norbert Hummelt nachgedichtet.

Gundula Schiffer, geboren 1980 in Bergisch Gladbach, lebt als Dichterin und Übersetzerin aus dem Hebräischen, Französischen und Englischen in Köln; derzeit lehrt sie zudem am Martin-Buber-Institut für Judaistik der UzK. Sie studierte Komparatistik in München, widmete sich dabei der hebräischen Sprache und Literatur, u.a. in Jerusalem und promovierte 2010 zur Poesie der Psalmen. 2014 erhielt sie für die Arbeit an Lea Goldbergs Roman „Verluste – Antonia gewidmet“ (Arco 2016) das erste Nachwuchsstipendium für Literaturübersetzer der Kunststiftung NRW. Ihre Gedichte sind in Anthologien veröffentlicht (u.a. „Versnetze“), Anfang 2017 erschien ihr Lyrikband „Jerusalem-Köln. Süden über meinem Buch“ (Größenwahn Verlag).

In Zusammenarbeit mit der Lengfeld’schen Buchhandlung, mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Köln, gefördert von TOLEDO – ein Programm der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Übersetzerfonds

Köln
30. September 2018 | 11:00 Uhr
Veranstaltungsort

Lengfeld’sche Buchhandlung, Kolpingplatz 1, 50667 Köln

Eintritt

frei