Arno Camenisch übersetzen in der viersprachigen Schweiz
Mit Roberta Gado und Camille Luscher
Gespräch und Lesung auf Deutsch, Französisch und Italienisch.
Fürstenzimmer UB Leipzig
Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig
Die unlängst abgeschlossenen Romantrilogie von Arno Camenisch (zuletzt: Ustrinkata, 2012) ist eine poetisch dichte, nostalgisch humorvolle und sprachlich eigenwillig-virtuose Hommage an die bündnerische Surselva und ihre Bewohner: geschrieben auf Deutsch und auf Rätoromanisch. Die Sprache entwickelt sich durch die drei Bücher von einer radikalen Verdoppelung zu einer polyphonen Einsprachigkeit. Wie will man so einen sprachlichen Doppelklang übersetzen? Wie vermittelt man den Großstadtlesern in Paris oder Rom die Eigenart der Graubündner Bergwelt und ihrer Bewohner? Wie übersetzt man einen Text, der schon im Original in zwei Sprachen geschrieben ist? Und wie vermittelt man in der Übersetzung die Melodie einer Drittsprache? Auskunft darüber geben die Übersetzerinnen Roberta Gado und Camille Luscher im Gespräch über ihre Übertragungen der Romane von Arno Camenisch aus dem Deutschen und Rätoromanischen ins Italienische und Französische.
Roberta Gado, Italienerin, lebt in Leipzig. Sie übersetzt seit über zehn Jahren zeitgenössische Literatur aus dem Deutschen (und z. T. Rätoromanischen) ins Italienische. Zu „ihren“ Autoren zählen u.a. Juli Zeh, Edgar Hilsenrath, Klaus Merz, Melinda Nadj Abonji, Alex Capus, Simon Urban, Arno Camenisch, Leo Tuor, Jonas Lüscher und Ulrich Becher. Sie arbeitet auch als freie Lektorin und Kulturvermittlerin (u.a. für die Schweizer Stiftungen Pro Helvetia und CH-Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit) und bietet den Schulen Treffen über Literatur und Übersetzung. In diesem Zusammenhang leitet sie das «Tandemprojekt Leipzig 2014» von Pro Helvetia im Rahmen von «Auftritt Schweiz 2014» (Buchmesse Leipzig).
Camille Luscher ist Literaturübersetzerin und arbeitet neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit am Centre de Traduction Littéraire in Lausanne, wo sie auch lebt. Sie studierte Geisteswissenschaft an der Universität Lausanne und Literaturübersetzung im Master of Contemporary Arts Practice vom Schweizerischen Literaturinstitut. Für die Editions d’En-Bas in Lausanne übersetzte sie Sez Ner (2010) und Hinter dem Bahnhof (2012) von Arno Camenisch. Ihre Übersetzung von Hinter dem Bahnhof wurde mit dem neuen Preis ‚Terra Nova‘ 2013 der Schillerstiftung für Literatur und literarische Übersetzung ausgezeichnet . Im März 2014 erscheint bei Héros-limite die Neuübersetzung von Wilhelm Tell für die Schule von Max Frisch.
Claudia Steinitz übersetzt vorwiegend zeitgenössische französische und Schweizer Literatur, unter andrem von Olivier Sillig, Marie-Jeanne Urech und Albertine Sarrazin.
Arno Camenisch, 1978 in Tavanasa im Kanton Graubünden geboren, schreibt auf Deutsch und Rätoromanisch. Er studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel, wo er auch lebt. 2009 erschien bei Urs Engeler der Roman Sez Ner, 2010 Hinter dem Bahnhof, 2012 Ustrinkata, 2013 Fred und Franz. Auf Romanisch erschien 2005 der Roman ernesto ed autras manzegnas (Ed. Romania) und 2013 Las flurs dil di (Engeler). Publikationen im „Harper’s Magazine“ (New York) und in „Best European Fiction 2012“ (USA). Arno Camenisch ist zudem Mitglied der Spoken Word Formation „Bern ist überall“. Für seine Werke hat er in der Schweiz diverse Preise erhalten.
Eine Veranstaltung der Weltlesebühne, mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch Stiftung.